Dass man es als Vegetarier nicht leicht hat, ist allgemein bekannt und man hat sich als 'Betroffener' inzwischen daran gewöhnt. Was ich neulich in einem Bistro erlebte, führte mir dennoch erneut vor Augen, wieviel 'Aufklärungsarbeit' noch zu leisten ist.
Wir waren mit ein paar Bekannten essen, als ich feststellen musste, dass die Speisekarte nicht ein einziges explizit vegetarisches Gericht enthielt. Auch implizit beschränkte sich das Angebot vegetarischer Hauptspeisen auf einen Flammkuchen nach griechischer Art.
Als ich gegenüber der Bedienung anmerkte, dass ich vergeblich nach vegetarischen Speisen Ausschau gehalten hätte, schaute sie mich nicht nur an, als sei ich vom Mond, sondern meinte auch, dass der Koch mir gerne Pommes oder Reis oder Nudeln zubereiten könne - immerhin ein Anfang. Als ich nachfragte, ob es denn nicht eine Option sei, eine Pizza Margherita zu bekommen (ansonsten standen nur 'Fleischpizzen' auf der Karte), sagte sie, dass das nicht ginge. Auf mein Nachbohren hin ergänzte sie, dass es sich um Fertigpizzen handle und es deshalb nicht möglich sei, den Schinken oder die Salami herunterzupulen. Nun denn.
Ich hatte ja eh schon den griechischen Flammkuchen entdeckt, der mit Fetakäse, Peperonis und Schmand belegt war, also fiel meine Wahl auf genau diesen: "Nee gut, dann nehme ich halt keine Pizza, sondern den griechischen Flammkuchen, also nicht den 'Elsässer' mit Speck und Zwiebeln, sondern den mit Feta, Peperoni usw." Ich hatte gerade bestellt, da bestellte ein Bekannter auch einen Flammkuchen und fügte hinzu: "Für mich aber bitte den normalen!" Die Bedienung erwiderte: "Der schmeckt auch besser, so mit Speck und Zwiebeln."
"Jaja, man hat's nicht einfach", dachte ich bei mir, schmunzelte in mich hinein und fragte mich nicht nur, wie zeitgemäß Fertigpizza und eine ausschließlich 'aus Fleisch bestehende' Speisekarte sind, sondern auch, wieso der Verzehr toter Tiere weiterhin als "normal" angesehen und zur Krönung mit dem Geschmacksargument 'garniert' wird.
Da mein Flammkuchen extrem lecker war und ich obendrein auch noch Brot mit Kräuterbutter gereicht bekam, ließ ich die Sache auf sich beruhen. "Die Zeiten, in denen du missionarisch herumkrakeelst, sind vorbei und wer nicht will, der will eben nicht." Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ließ ich es mir dennoch nicht nehmen, als 'Gruß' ein Tischkärtchen des Vegetarierbundes zu hinterlassen (siehe hier und hier). Zu Hause angekommen, fragte ich mich, ob ich wohl noch eine Zeit erleben würde, in der sich endlich mal die Fleischesser rechtfertigen müssen und der 'Genuss' getöteter Lebewesen als 'unnormal' angesehen wird, wie es in weiten Teilen Asiens übrigens traditionell der Fall ist.
Trotzdem freute ich mich, dass ich die Erlebnisse unter 'lustig' und 'interessant' abhaken konnte und sich meine Aufregung in Grenzen hielt. Man wird mit fortschreitendem Alter wohl doch gelassener und irgendwie auch toleranter. Ob diese Toleranz beim 'Tiermord' aufhören sollte? Diese Frage kann ich nicht beantworten.
Möchte ich auch gar nicht, denn da mich gerade ein Hungergefühl überkommt, soll es das für heute auch gewesen sein mit diesem Blogartikel. Mal sehen, was der Kühlschrank so hergibt. Vielleicht mache ich mir ein Brot mit vegetarischer Wurst - aber der normalen.
Kommentar schreiben