Ich war vielleicht 7 oder 8 Jahre alt, da passierte etwas, das heute noch im Nachhinein meine Seele wärmt. Als Kind verstand ich noch nicht, welch großer Akt der Menschlichkeit gerade geschah.
Es war die Zeit, in der man erste Freundschaften schloss und in der Schule mal mit diesem und mal mit jenem Kind spielte. Ein Kind aus unserer Klasse war nicht besonders reich, was von diversen Eltern naserümpfend betrachtet wurde.
Ich spielte dennoch mit diesem Jungen (zumal meine Mutter diesbezüglich auch keine Berührungsängste hatte - wieso auch?!). Es entstand eine flüchtige Freundschaft und so begab es sich, dass besagter Junge an meinem Geburtstag vor unserer Haustür stand und mir ein benutztes Game-Boy-Spiel in die Hand drückte: "Das schenke ich Dir, Du hast doch heute Geburtstag." - Zum Verständnis: Früher wie heute waren und sind Nintendo-Spiele nicht gerade billig und bei Kindern heiß begehrt. Es war nicht üblich, dass sich Kinder untereinander etwas schenkten, ohne dass die Eltern ihre Finger im Spiel hatten. Doch dieser Junge stand vor meiner Tür, mit zerfetzten Klamotten, und er streckte mir seine Hand mit dem Spiel entgegen. Ich freute mich riesig und nahm dankend an (aus heutiger Sicht hätte ich sicher anders handeln müssen, als Kind sieht man leider erstmal nur das Spiel, das man eh schon seit langer Zeit unbedingt haben wollte).
Wieso mir diese alte Geschichte gerade heute wieder einfällt? Nun, weil sich an einer Tatsache bis heute nichts geändert hat: Wer ohnehin schon wenig hat, ist eher bereit zu teilen und abzugeben als jene Menschen, die es sowieso schon gut genug haben. Denken wir an diesen Jungen und die Selbstverständlichkeit, mit der er einen Teil seines kleinen Reichtums abgab, wenn es das nächste Mal darum geht, Nächstenliebe und Menschlichkeit über persönlichen Besitz zu stellen, um Anderen eine Freude zu machen.
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