Was nach Ironie klingt, ist durchaus ernst gemeint. Denn ich habe es jüngst erlebt: Einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der den gesunden Menschenverstand über das Gesetz gestellt hat.
Ich fuhr gerade zum Friedhof, um das Grab meiner Großmutter zu besuchen, da bemerkte ich ein Auto, das 'etwas ungünstig' abgestellt war. Es stand, obwohl noch 'offizielle' Parkplätze frei gewesen wären, halb auf dem Gehweg und blockierte diesen dadurch etwas. Auch auf der Straße hätten zwei Autos u. U. nur mit Mühe aneinander vorbei gepasst. Allerdings sind sowohl der Gehweg als auch die Straße an dieser Stelle nur äußerst selten frequentiert. Der langen Rede kurzer Sinn: Das Auto durfte so eigentlich nicht parken, störte aber faktisch niemanden.
Als ich von meinem Friedhofsbesuch zurückkam und zu meinem (rechtmäßig abgestellten ;-) ) Fahrzeug gehen wollte, tänzelte bereits ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes um das andere, etwas 'unkonventionell' geparkte Auto herum. Er fragte mich, ob das mein Gefährt sei, was ich wahrheitsgemäß verneinte. Kurz darauf fixierte er eine ältere Dame, die hinter mir zu gehen schien. Das mutmaßliche Verkehrshindernis gehörte zu ihr.
Vom Herrn in Uniform darauf angesprochen, deutete sie humpelnd auf eine Beinverletzung und versuchte zu erklären, dass sie nur ihretwegen so 'chaotisch' in der Nähe des Eingangstores geparkt habe. Eigentlich hatte ich jetzt eine Belehrung durch den Ordnungshüter erwartet: Dass das ja kein Grund sei. Dass Gesetz Gesetz sei und sich jeder daran zu halten habe. Dass man solche Ausnahmen nur tolerieren könne, wenn ein Behindertenausweis vorliege (und selbst dann nicht immer...). Dass ja jeder so kommen könne. Usw. usf. - Das Einzige jedoch, was der freundliche Herr mit einem Blick auf das dick verbundene Bein erwiderte, war: "Ist schon OK. Es ist ja nichts passiert. Ich weise Sie nur darauf hin, damit Sie für das nächste Mal Bescheid wissen. Einen schönen Tag." Dann zog er von dannen: Ohne gezückten Strafzettelblock und ohne Verwarngeld.
Ich freute mich, dass es solche Menschen gibt, die ihr Mitgefühl und vor allem den gesunden Menschenverstand nicht hinter Paragraphen und Uniformen vergraben, sondern als das handeln, was sie sind: Menschen. So verließ ich den Ort des Geschehens mit einem positiven Gefühl und der Überzeugung: Ein bisschen mehr Menschlichkeit nach dem Vorbild dieses Beamten täte sicher auch unserer Gesellschaft gut.
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