Das könnte man meinen, wenn man einer Werbung folgt, die vor einiger Zeit im Fernsehen zu sehen war. Der Grundton: 'Ältere Menschen nerven durch ihre Unbeholfenheit im Umgang mit Technik.'
In besagter Werbung beklagt sich ein junger Mann darüber, dass seine Mutter ihn um Hilfe gebeten hat. Sie habe "das Internet gelöscht" und frage, ob "man diese E-Mails auch sonntags verschicken" könne. Er zieht spöttisch über sie her und fordert - sinngemäß - ironisch: "Klar Mama, erklär mir bitte mal, wie Du das gemacht hast [das Internet gelöscht], ich brauch' solange 'ne Auszeit!" Danach beißt er genüsslich in einen Keksriegel.
Sinn und Zweck der Werbung ist sicherlich, die 'cooleren jungen Leute' (die Zielgruppe) von den 'uncooleren älteren Leuten' abzugrenzen. Dennoch bringt sie eine Menge anderer Erkenntnisse ans Tageslicht: Die Werbung suggeriert, jeder Mensch habe die Pflicht, sich mit technischen Errungenschaften auszukennen, um seiner Mitwelt nicht mit Fragen auf den Geist zu gehen. Sie bestätigt darüber hinaus die Tendenz zu mangelnder Hilfsbereitschaft und den Zwang, niemals 'hinterherhinken' zu dürfen. Ferner spiegeln sich nicht nur das Diktat der Technik, sondern auch das Diktat der ewigen Jugend in dieser Werbung wider (oder sollte man besser "wieder" schreiben?). Hetzt du nicht dem neusten Schrei hinterher, bist Du nervig. Beschäftigst du dich nicht mit Technik, wirst du deiner Umwelt eine Last. Dabei machen wir uns selbst zu Sklaven der Technik, weil wir sie nicht dosiert einsetzen, sondern sie als Selbstzweck angenommen haben.
Eines ist sicher: Ich werde einem Keksriegel nicht den Vorrang geben, wenn meine Mutter oder Großmutter mich das nächste Mal um Hilfe bittet. Ich bin froh, wenn sich ältere (und auch jüngere!) Leute diesen Diktaten nicht unterwerfen und stattdessen selbstbewusst dazu stehen, von diesem oder jenem einfach mal keine Ahnung zu haben. Das ist nicht nervig, sondern begrüßenswert. So brauche auch ich erstmal eine Auszeit, nämlich von unhöflicher Werbung und Keksriegeln in gelbem Plastik...
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