Einer meiner jüngeren Blogartikel lautet "Kindermund tut Wahrheit kund". Eine lustige, aber nachdenklich machende Bestätigung erhielt ich vor einigen Tagen. Ein stolzer Vater erzählte.
Über Sinn und Unsinn von Kitas kann man sicherlich streiten. Fakt ist, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation leisten und jungen Paaren eine flexiblere Lebensgestaltung ermöglichen. Fakt ist aber auch, dass sich eigentlich niemand so richtig einig darüber ist, welche Nachteile eine Kita-Erziehung langfristig haben kann bzw. ob es wirklich so 'egal' ist, wenn ein kleines Kind hptsl. 'fremderzogen' wird. Die Wichtigkeit elterlicher Bindung ist gerade im Kleinkindalter nicht zu unterschätzen. Dem Allheilmittel 'Kitas-für-alle' stehe ich daher sehr kritisch gegenüber, zumal dieser Weg - mächtig begrüßt von der Wirtschaftslobby - staatliche Priorität genießt. Paare, die sich für die häusliche Erziehung entscheiden, werden inzwischen mit unangenehmen Fragen des Umfelds oder des Arbeitgebers konfrontiert - im schlimmsten Fall gelten sie sogar als 'gestrig und altbacken'.
So begab es sich, dass wir vor einigen Tagen traditionell in geselliger Runde mit unseren Freunden beisammen saßen, um anschließend die Weihnachtsmärkte der Region zu besuchen. Da begann einer meiner Freunde - inzwischen stolzer Vater - zu erzählen, wie herzerweichend es war, als sein kleiner Sohn die ersten Worte sprach. Allerdings schien ihn eine Sache zu stören, obschon er es mit Humor nahm: Die ersten Worte seines Sohnes waren "Mama - Kita - Papa". In dieser Reihenfolge. Ein Grund zur Sorge?
Ich habe bereits über frühkindliche Prägung in Asien berichtet, wo es teilweise als selbstverständlich gilt, schon kleine Kinder auf die Mechanismen des Wirtschaftens vorzubereiten. Auch dort scheint der Wert der Familie kapitalistischen "Werten" zu weichen und das sogar viel extremer als in Europa. Wieso ich das nochmal erwähne? Weil ich mich frage, wie lange es dauert, bis die ersten Worte von Kleinkindern - auch in Europa - nicht mehr "Mama - Kita - Papa" (was in meinen Augen schon schlimm genug ist), sondern "Kita - Karriere - iPhone" lauten und die Rolle der Eltern endgültig in der Mottenkiste landet. Konsumierende Wirtschaftszombies statt empathiefähige Individuen?
Nun wird nicht gleich jedes Kind, das in der Kita statt bei Mutter und/oder Vater landet, zum knallharten Kapitalisten oder empathielosen Eisklotz. Trotzdem gilt auch hier der alte Spruch: Wehret den Anfängen! Derzeit halten Kinder als 'Versuchsobjekte' her, was ihre langfristige Entwicklung unter Kita-Einfluss betrifft. Der immer wieder bemühte DDR-Vergleich kann mich da nicht wirklich überzeugen (Stichwort 'Rahmenbedingungen').
Wie auch immer: Ich wäre als Vater enttäuscht, wenn mein Kind mir - zumindest verbal - die Kita vorzieht. Meine ersten Worte waren 'Mama' und 'Papa'. Eigentlich das Natürlichste und Selbstverständlichste der Welt. Und eigentlich seit Anbeginn der Menschheit etabliert und bewährt. Sozusagen die Basis 'menschlicher' (im Doppelsinn) Entwicklung. Dass 'Kita' zumindest phonetisch an 'Mama' und 'Papa' erinnert, ist vielleicht eine Erklärung für das Verhalten des Kindes, für alle Beteiligten letzten Endes aber nichts weiter als ein schwacher Trost.
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