Zeit nehmen

Wer hat schon heute noch Zeit? Und wer hat noch Muße, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen? - Offenbar gibt es sie doch noch: Menschen und sogar Kinder, die sich Zeit nehmen. Zuletzt gesehen im Aachener Tierpark.

Dort stand ich gerade bei einigen Hühnern, als ich einen kleinen Jungen bemerkte, schätzungsweise 10 Jahre alt. Seine Eltern warteten geduldig vor der Tür des Kinderbauernhofs und ließen ihrem Sohn die Zeit, sich ausführlich mit den Tieren vertraut zu machen. Dieser hatte es bereits geschafft, eines der Hühner mit einigen Körnern auf das Geländer zu locken. Das Huhn kam immer ein Stück näher, dann wich es wieder ängstlich zurück. Durch genügend Ruhe und Gelassenheit seitens des Jungen fasste das Tier schließlich so viel Vertrauen, dass der Kleine es streicheln konnte. Mir ging das Herz auf: Dass so etwas in der heutigen, sonst eher von Hektik und dem schnellen Erlebnis dominierten Zeit noch möglich ist. Klasse!

Kurze Zeit zuvor hatte ich nämlich noch das andere Extrem erlebt: Eine Familie mit zwei Kindern ging am Affengehege vorbei, eine der beiden Töchter (vielleicht gerade mal 6 Jahre alt) trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "I love Fashion", die Eltern machten einen dementsprechenden Eindruck. Dieser bestätigte sich, als sie zu ihren Töchtern "Guckt mal, Affen!" riefen, ihre Smartphones zückten und nach einigen Klopfern gegen die Scheibe (nach dem Motto "Rüttel mal am Käfig, der Affe soll was machen!") sofort wieder von dannen zogen. Der Affe als Unterhaltung zwischendurch. Und wenn er nichts Spektakuläres macht, ist er langweilig und gerade gut genug für ein Handy-Foto.

"Wie die Eltern, so die Kinder", dachte ich bei mir, denn auch diese liefen eher gelangweilt am Gehege vorbei. Sofort fielen mir zahlreiche Diskussionen ein, die ich schon an Infoständen geführt habe. Meistens sind es nämlich gerade solche Eltern, die wild auf das Bildungssystem schimpfen und die Schuld für die mangelnde Geduld ihrer Kinder bei Anderen suchen. Dennoch ging ich mit einem positiven Gefühl nach Hause. Ein kleiner Junge, der nicht auf seiner Konsole herumdaddelt, sondern sich aus freien Stücken Zeit für Tiere nimmt; dieses Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen.

Denken auch Sie, liebe Leser, die sie vielleicht gerade auf der Suche nach dem neusten 'Kick' sind, an diesen kleinen Jungen und nehmen Sie sich Zeit! Die Welt ist spannend genug, auch ohne 'Rund-um-die-Uhr-Entertainment'. Um beim Tierpark-Beispiel zu bleiben: Auch ein Affe, der gerade 'nichts macht', kann spannend sein. Beobachten Sie ihn, schauen Sie ihm in die Augen, warten Sie ab, wie er auf Sie reagiert. Beachten Sie die Hierarchie, die zwischen den Tieren herrscht. All das erfordert Zeit und Aufmerksamkeit, aber es kann erlebnisreicher und bewegender sein als die spektakulärste Achterbahnfahrt. Wenn, ja wenn ... Sie sich Zeit nehmen.

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