Konsum an allen Ecken und Enden

An die Tatsache, dass Supermärkte kommen und gehen, haben wir uns in dieser schnelllebigen Zeit inzwischen gewöhnt. Doch was in meinem direkten geografischen Umkreis los ist, macht mich doch ziemlich stutzig. Es gibt Bauvorhaben in Hülle und Fülle. Dabei hält sich die Zahl der zuvor geschlossenen Läden in Grenzen. Wie also lautet die Lösung? Etwa 'mehr Konsum'?

Eines der größten Einkaufszentren Europas in Wien
Foto: Christoph Leeb, Lizenz: GFDL / CC BY-SA 3.0 (Links im Impressum)

An gleich drei Orten wird derzeit bzw. demnächst fleißig gebaut, von der völlig unnötigen und überdimensionierten 'Kaiserplatz-Galerie' in Aachen ganz zu schweigen. Zahlreiche Lebensmittelmärkte, Baumärkte und Drogerien werden allein in Stolberg bzw. Eschweiler hinzukommen. Und das, obwohl gar nicht so viele der bisher bereits vorhandenen Geschäfte geschlossen haben. Die neuen Konsumtempel kommen somit fast alle 'obendrauf'. In Stolberg überlegt man sogar, im Zuge der (Um-)Baumaßnahmen einen alten Industrieschornstein künstlich "in Szene zu setzen". Umfangreiche Straßenbaumaßnahmen werden folgen, angeblich auch mit Weitblick auf die noch ausstehende Autobahnanbindung.

Aber bleiben wir bei den Geschäften selbst. Meine Großmutter pflegt stets zu sagen: "Die Leute können ihr Geld nur ein Mal ausgeben." Damit hat sie gar nicht so Unrecht. Denn wer nicht mehr zum Laden A geht, der geht eben zum Laden B. Doch wo ist das Problem? Ganz einfach: Laden A verliert dadurch einen Kunden. Schon jetzt gibt es in meinem Heimatort ein Kaufland-Geschäft, in dessen Gängen man sich teilweise vorkommt, als sei man Will Smith aus 'I am Legend'; Menschenleere weit und breit, zumindest im Direktvergleich mit anderen wesentlich besser besuchten Märkten. Ich frage mich immer, wie es besagter Kaufland-Filiale gelingt, im Bereich der schwarzen Zahlen zu wirtschaften. Und wie viele Lebensmittel werden bei dem Überangebot wohl täglich weggeworfen? Ich will es gar nicht wissen.

Doch zurück zu unserem Kunden: Sucht er zukünftig nur noch Laden B auf - was viele Menschen aus meinem Stadtteil so machen werden, da die Neubauten näher liegen und dadurch besser zu erreichen sind -, wird Laden A vielleicht auf Dauer schließen müssen. Berücksichtigt man alle Faktoren, so kann man sagen, dass sich in einem solchen Fall unter dem vielzitierten Strich eigentlich gar nichts ändert. Es ist quasi so, als habe man das eine Geschäft abgerissen, um das andere neu zu errichten. Was das in Bezug auf Kosten, Umweltbelastung und Arbeitsplätze bedeutet, kann sich jeder selbst ausdenken. Konkurrenz belebt nicht immer das Geschäft. Aber wie gesagt: Die meisten Läden werden zusätzlich gebaut werden, so dass in etwa die Gleichung '3-1=4' gilt (für einen geschlossenen Markt werden ca. zwei neue gebaut).

Dennoch beschäftigt mich ein Thema am meisten: Mit den zahlreichen neuen Läden kommen auch zahlreiche neue Waren. Meine Frage lautet daher: Wer soll das alles kaufen? Da die Löhne in den nächsten Jahren wohl eher nicht steigen, werden die Bürger wohl kaum zusätzliche Käufe tätigen, die sie ohne die neuen Geschäfte nicht erledigt hätten. Es bleiben also insgesamt mehr Waren in den Regalen liegen. Wie viele Lebensmittel DANN wohl weggeschmissen werden? Und wie leer die Gänge DANN wohl sein werden? Von so einer (Supermarkt-)Pro-Kopf-Quote können andere Länder in Bezug auf Ärzte, das Gesundheitswesen und medizinische Versorgung nur träumen.

Um all dem vorzubeugen und das 'Erlebnis Einkauf' weiterhin als positive Sache zu manifestieren, hilft nur das altbewährte Hausmittel: Konsum, Konsum und nochmal Konsum. Denn es wäre doch wirklich gelacht, wenn man das Überangebot an Waren nicht an den Mann oder die Frau bekommen würde. Kratzen wir unsere Ersparnisse zusammen und kaufen wir die Regale leer! 'Shoppen' wir, was das Zeug hält und leisten wir einen Beitrag für die örtliche Wirtschaft, damit sich deren Investitionen lohnen und weitere Bau-Klötze - im wahrsten Wortsinn - hochgezogen werden können, vorzugsweise 'auf der grünen Wiese'!

Aus Sicht der Betreiber teile ich aber noch eine ganz andere Sorge: Wohin mit dem ganzen Krempel, wenn die Kunden letztendlich doch ausbleiben? Als Kind habe ich gelernt, dass man sich gut überlegen sollte, was man wirklich braucht und was nur zusätzlicher Ballast ist. Das gilt nicht nur für den Konsumenten, sondern sollte auch für die Supermarktketten gelten. Bei gleichbleibender Nachfrage einfach mal das Angebot verdoppeln? Ich bin gespannt, wie lange das gut bzw. wann dieses Experiment gründlich in die Hose geht.

Mein Stammgetränkemarkt wird mich jedenfalls weiterhin als treuen Kunden begrüßen können, auch wenn fast direkt vor meiner Haustür bald die Konkurrenz eröffnen wird. Ich werde garantiert nicht mehr kaufen, nur weil mir jemand mit einem noch größeren Warenangebot vor der Nase herumwedelt. Ich halte es wie Götz Werner: 'Die Nachfrage sollte das Angebot bestimmen und nicht umgekehrt.' Locke, was da wolle.

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