Möchten Sie meinen Parkschein haben?

Was hat ein Parkscheinautomat mit Jesus Christus zu tun? Was klingt wie der Beginn eines Schenkelklopfers, ist das Fazit einer netten Geschichte, die mir vor einiger Zeit widerfahren ist. Sie zeigt: In jedem Menschen steckt etwas Gutes. Und sie bestätigt: Wenn alle schaffen, es überwiegen zu lassen, wird die Vision der Multiplikatoren der guten Sache Wirklichkeit.

Parkscheinautomat
Foto: KMJ, Lizenz: GFDL / CC BY-SA 3.0 (Links im Impressum)

Auf dem Weg zum Arzt. Mein Auto scheint zugefroren. Der Parkplatz ist spiegelglatt. Es schneit und stürmt. Meine Finger frieren fast ab, so kalt ist es. Ich bin absolut genervt. Der Parkscheinautomat steht gefühlt am anderen Ende des Parkplatzes. Da kommt eine Frau auf mich zu. Ich denke noch bei mir: "Boah, wenn die dich jetzt wegen irgendeinem Mist anpöbelt..." Doch ich komme gar nicht dazu, zu Ende zu denken, da streckt sie mir ihre Hand entgegen und fragt: "Möchten Sie meinen Parkschein haben? Er ist noch sehr lange gültig." Sie war offenbar dabei, den Parkplatz zu verlassen und abzufahren. Völlig verdutzt bedanke ich mich und lege ihren Parkschein hinter meine Scheibe. Ich bleibe noch einige Sekunden im Auto sitzen.

Mir schießen ein paar Fragen durch den Kopf: "Wieso hatte ich der Frau aggressive Absichten unterstellt?" "Hätte ich auch so gehandelt?" Doch am allerwichtigsten ist die Frage: "Was hatte die Frau davon, ihr Auto zu verlassen, sich über den halben Parkplatz zu mir vorzukämpfen, dabei einen Sturz zu riskieren - wie gesagt, es war spiegelglatt - und vom Schnee durchnässt zu werden, nur um mir ihren Parkschein anzubieten?" Während ich noch darüber nachdenke, fallen mir Antworten auf die ersten beiden Fragen ein.

Vielleicht sind Menschen nur deshalb so egoistisch, weil andere es von ihnen erwarten. Der Rest wäre dann die berühmte selbsterfüllende Prophezeiung nach dem Motto 'wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus'. Schließlich ist die Medienlandschaft voll mit Mord und Totschlag, selten mit Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Dabei sollte ein Bildungsbürger (ich zähle mich jetzt einfach mal selbstbewusst dazu) wissen, dass Medien kein Abbild der Realität darstellen. Letztere hatte ich ja gerade erst auf positive Weise am eigenen Leib erfahren.

Ob ich auch so gehandelt hätte wie die besagte Dame, weiß ich nicht, habe mir aber bereits vorgenommen, mein Verhalten öfter daraufhin zu überprüfen. Das heißt nicht, dass ich ab morgen auf Parkplätzen darauf warte, anderen Leuten meinen Parkschein aufzudrängen, sondern dass es vielleicht nicht schlecht wäre, die eigene Frustrationstoleranzgrenze etwas herabzusetzen und damit nicht nur Anderen, sondern auch sich selbst zu helfen.

Bei der Beantwortung der Frage, was die Frau davon gehabt haben könnte, gingen meine Gedanken mal wieder auf Wanderschaft. Erst gerade, beim Schreiben des Artikels, schoss mir die Antwort blitzartig in den Kopf: Vielleicht unterhält jene Frau auch einen 'Bessere-Welt-Blog' und hadert mit den 'Errungenschaften' der Ellenbogengesellschaft. Und vielleicht ist sie auch nur ein Mensch unter vielen, der die Hoffnung nicht aufgibt und anderen zeigen möchte, dass wir aufeinander angewiesen sind. Vielleicht sind wir das nicht unbedingt, wenn es um Parkscheine geht, aber mit solch kleinen Gesten kann man beginnen, Zeichen zu setzen.

Ich muss an meine Überzeugung denken: Wer Kleines sät, wird Großes ernten. Komisch, dass dies nur auf Grund des Winterwetters gerade mir entfallen war. Letzten Endes geht es auch gar nicht ums gesparte Geld (darum sollte es eigentlich nie hauptsächlich gehen), sondern um die Geste als solche. Der Grundgedanke dahinter: Ich gebe, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Was so leicht klingt, ist leider - gerade im politischen Alltag - keine Selbstverständlichkeit, dabei handelt es sich um eine anti-opportunistische Einstellung im Sinne Jesu. Obwohl es vor 2000 Jahren noch gar keine Parkscheinautomaten gab, bin ich mir sicher, die freundliche Dame hat in seinem Sinne gehandelt. Ob bewusst oder unbewusst, spielt keine Rolle und es muss auch nicht immer aus einer religiösen Motivation heraus geschehen. Hauptsache, es geschieht.

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