Gewalt auf dem Wühltisch

Neulich schaute ich auf einem Wühltisch in einem großen Elektromarkt nach günstigen DVD-Titeln. Es gab Klassiker, 'Action' und eine Menge 'Trash'. Allerdings staunte ich nicht schlecht, als mich plötzlich eine blutverschmierte Frau mit großen Augen ansah.

Etikett 'FSK ab 18'
FSK-18-Kennzeichen seit 01.12.2008. Eigentlich sollten Kinder zu Filmen mit diesem Hinweis keinen Zugang haben.

"Puh, nur ein Cover", dachte ich mir und legte die DVD zur Seite. Den Filmtitel habe ich leider vergessen, aber es kam das Wort 'Gewalt' darin vor, begleitet von einem Untertitel, der versicherte, es handele sich um den härtesten Film seit XY. Ich stöberte weiter. "Keine Gnade", so lautete ein weiterer Titel, "Blutrache" (oder so ähnlich) ein anderer. Überall Blut und verzweifelte Gesichter. Ich hielt inne und stellte mir ein paar Fragen im Geiste. Die wichtigste war: "Wieso befinden sich all diese DVDs auf einem Wühltisch mit ca. einem Meter Höhe?" Schlimm genug, dass solche Titel überhaupt dem Bereich der Unterhaltung zugerechnet werden, aber wenn Kinder so einfach Zugang dazu bekommen, hört der 'Spaß' für mich auf. Generell begrüße ich das neue Gesetz zur Kennzeichnung (seit 2008) sehr, auch wenn viele Filmfreunde die störenden Rundlogos auf den Hüllen ihrer Lieblingsfilme bemängeln. Durch das Anbringen dieser Hinweise kann man aber zumindest nicht mehr sagen, man habe nicht wenigstens versucht, Eltern und Verkäufern in ihrer Pflicht zum Jugendschutz ein kleines Stück entgegen zu kommen. Mehr geht nicht. Doch die Filmindustrie hat längst reagiert: 'Wendecover' heißt das Zauberwort und zaubert das hässliche Logo auch gleich wieder weg. Schwupps, Papier gedreht, Logo unsichtbar, ab damit ins Regal (am besten nach ganz unten, damit die Kleinen auch dran kommen... ;-) ), alles ist wieder gut! Doch was nützt die FSK-18-Kennzeichnung überhaupt, wenn sie an der Kasse kontrolliert wird, kleine Kinder im Laden aber fröhlich zwischen solchen Titeln herumwühlen können? Ich wäre als Sechsjähriger irritiert gewesen, wenn mir zwischen Zeichentrickfilmen und Benjamin Blümchen plötzlich ein blutverschmierter Messerstecher entgegengegrinst hätte. Damit mich niemand falsch versteht: Wir reden hier von härtesten 18+-Spielfilmen, zu denen kleinste Kinder Zugang haben. Ich möchte keinem sein 'Erwachsenenkino' vermiesen; auch ich schaue ab und zu mal gerne einen FSK-18-Film, allerdings immer mit dem nötigen Abstand und einem gewissen Grad an geistiger Reife. Darüber hinaus toleriere ich die Darstellung von Gewalt in Spielfilmen aber auch nur dann, wenn sie im weitesten Sinne der Handlung dient und nicht zum Selbstzweck wird. James Bond - um ein Beispiel herauszugreifen - ist nun mal ein Rüpel, trotzdem stets Gentleman. Im Auftrag ihrer Majestät sei es daher erlaubt, Bösewichte zu vermöbeln und auf manchmal sehr amüsante Weise von den Segnungen eines bewaffneten Automobils Gebrauch zu machen. Aber pure Gewalt um der Gewalt Willen? Ohne erkennbare Handlung? Explizit beworben auf der Hülle? "Der härteste Film seit XY"? Nein danke! So blieb ich mit verwirrtem Gesichtsausdruck am Wühltisch zurück und fragte mich: Ist die Welt, in der wir leben, für Kinder nicht ohnehin schon verwirrend genug? Ich überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, die Marktleitung zu kontaktieren. Just in diesem Moment ging ein kleiner Junge an mir vorbei Richtung Wühltisch: "Mama, ich geh mal da hinten gucken, da gibt's DVDs." "Geh nur!", antwortete die Mutter und verschwand hektisch in der Computerabteilung. Na denn: Gute Unterhaltung!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0
AachenerBlogs.de

Aktion Lebendiges Deutsch

Diese Internetseite ist weitgehend frei von überflüssigen Anglizismen - aus Liebe zur deutschen Sprache und zur besseren Verständlichkeit. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.aktionlebendigesdeutsch.de und in der Rubrik 'Unterstützte Kampagnen'.

Aktiv gegen Mediensucht e.V.

Die ÖDP in einem Satz

"Wir wollen weg von der profitorientierten Expansion hin zur gemeinwohlorientierten Nachhaltigkeit."

(Bernhard Suttner, ÖDP-Politiker)

Blogger gegen Tierversuche
www.kosmetik-vegan.de/erbse/blogger-gegen-tierversuche/

Hinweis

Diese Internetseite ist ein privates Projekt von ÖDP-Mitglied und Aktivist Manuel Dekielinski aus Stolberg (Rhld.). Sie hat journalistischen Charakter und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Die hier geäußerten Ansichten und Meinungen sind subjektiv und keine Aussagen der Ökologisch-Demokratischen Partei.

Diese Seite per E-Mail weiterempfehlen

Mensch vor Wirtschaft!

Anders wirtschaften - für mehr Lebensqualität! Die ÖDP-Konzepte zu Postwachstumsökonomie, Gemeinwohlökonomie und Ökologisch-Sozialer Marktwirtschaft: Hier klicken!

Gemeinsam für Tansania e. V.

Nase voll von Amazon & Co?

Bei buch7.de fließen mindestens 75% des Gewinns an soziale, kulturelle und ökologische Projekte: buch7.de - Der Buchhandel mit der sozialen Seite

Ich unterstütze:

ÖDP - Ökologisch-Demokratische Partei
(als Mitglied der Bundespartei und Gründungsmitglied des Kreisverbands Aachen-Düren-Heinsberg, dort von 2011-2014 in diversen Vorstandsämtern, seit April 2016 auch wieder als LPT-NRW-Ersatzdelegierter)
Netzwerk Grundeinkommen
(als Mitglied) [Bildrechte: siehe Impressum]
Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung
(als Fördermitglied)
Vebu - Vegetarierbund Deutschland
(durch aktive Werbung)
Die Violetten - für spirituelle Politik
(durch passive Werbung)

Offizielle Seiten der ÖDP

Die offiziellen Seiten der ÖDP erreichen Sie unter 'www.oedp-aachen.de', 'www.oedp-nrw.de' und 'www.oedp.de'.

Dancehall against Discrimination and Intolerance

Was würde passieren, wenn?

Wenn wir alle unseren Fleischkonsum um 80% reduzieren? - 3sat gibt die Antwort: Hier klicken!

Werden Sie VEBU-Mitglied!

Wie nachhaltig sind Ihre Lieblingsmarken?

Welche Arbeitsrechte haben die Näherinnen Ihrer Jeans? Welche Schadstoffe stecken in Ihrem Computer? Ist Ihr Mobilfunkanbieter klimafreundlich? Finden Sie es heraus: rankabrand.de

Weihnachtsmannfreie Homepage